Entwicklungsschritte des Hundes

Die wichtigsten Entwicklungsschritte / Lern- und sensiblen Phasen des Hundes

Welpentests haben/zeigen keinen Zusammenhang mit der späteren Verhaltensweise bzw. Persönlichkeit des Hundes.

Einflüsse vor der Geburt
(die den Hund formen bzw. programmieren)

Früher Stress (sozialer- und Umweltstress) den die Mutter hat.

  • Gestresste Mütter können körperlich "schräge" Kinder bekommen (auf das Skelett und die Zähne bezogen). Das Skelett ist nicht symmetrisch.
  • Stresshormone (Adrenalin und Cortisol) beeinflussen die Wachstumshormone und Nährstoffe negativ
  • Ab ca. dem 40. Tag ist die grobe Form des Gehirns fertig
  • Langzeit erhöhte oder immer wieder hohe Cortisolausschüttungen der Mutter führt zu Welpen (Hunden) mit höherer Reizbarkeit und Stressanfälligkeit.

Ernährungslage der Mutter

  • erste Futterprägung durch die Nahrung der Mutter
  • Geschmacksverstärker (z.B. Glutamat) und künstliche Aromastoffe sind Erregungsverstärker, auch während der Stillzeit.
  • Die Hündin sollte abwechslungsreich gefüttert werden
  • Die Mutter sollte immer bedarfsdeckend gefüttert werden
    • Bei Fütterung unter dem Bedarf kann es zu Mißbildungen (z.B. offene Gaumenspalte) kommen.
    • Es kann zu Veränderungen des Gehirnstoffwechsel bei den Ungeborenen führen. De Botenstoffe für Stressanfälligkeit sind erhöht oder fehlen.
    • .Es besteht für den Hund ein erhöhtes Risiko für Übergewicht und Fettleibigkeit. (Die Rückkopplung zum Appetitzügler Leptin wird/kann gestört werden.

Geburt; nach der Geburt

Es kommt zu Veränderungen im Gehirn und Nervensystem

Nervenzellen

  • Bis zur ca. 5. – 6. Lebenswoche wird die Zahl der Zellen vermehrt (Zellteilung)
  • Stress nur in kleinen Dosen (siehe weiter unten) um das Stresszentrum klein zu halten
  • Der Mandelkern ist zuständig für positive und negative Emotionen
  • Der Hippocampus ist verantwortlich für die Aktivität, Lernbereitschaft und Orientierung im Raum.
    • Dem Hund Aufgaben stellen wie suchen, finden usw.

Markscheiden der Nervenfasern
 (ist die Isolierung und beeinflussen die Leitungsfähigkeit und Kapazität der Nevenfasern)

  • In der Peripherie und dem Rückenmark werden sie bis zur ca. 5. Woche ausgebildet.
  • Im Zentralen Nervensystem (ZNS) des Gehirns werden sie bis zur 10. Woche ausgebildet.
  • Sind die Markscheiden noch nicht völlig ausgebildet so wird ein punktförmiger Schmerz (z.B. Kneifen) über die ganze Körperoberfläche bzw. großflächig empfunden.
    • Vorsicht vor dem Schmerzgedächnis
    • Zärtlichkeiten wie Lecken, beknabbern, Putzen usw. führt zur Aktivierung von Gehirnregionen der sozialen Unterstützung.
    • Der Hund wird Stressresistenter, körperlich Leistungsfähiger und das Aggressionspotenzial wird gesenkt.
  • Stressbewältigung erst ab der 5. Woche!
    • Das Adrenalinsystem kann vor der 5. Woche nicht lernen

Ausbildung und Verknüpfungen – Synapsen

  • Ausbildung von Gliazellen (Nährzellen) bis zur 12. Woche
    • Wichtig für die Prägung, Geräuschwahrnehmung, erkennen von Artgenossen, sich dem Menschen anvertrauen usw.
    • Welpen nicht zwingen und überfordern.
    • Zellen die man nicht braucht (aktiviert wurden) sterben ab.
    • Zellen die man braucht (aktiviert wurden) vermehren sich.

Ab der 5. Woche findet man Unterschiede im Adrenalinsystem.

Grundtendenz:

  • A-Typ; Neugierig, Außenfokus, aktive Erkundung usw.
  • B-Typ; introvertiert, Innnenfokus, mehr beobachtend usw

7. Bis 20. Woche

Ab der 7/8 Woche

  • In der 7/8 Woche entsteht die Ortsbindung
  • Sicherheit gibt der Rendezvousplatz
  • Es entsteht ein Beobachtungslernen
  • Individuelle Ausbildung der Geselligkeit

Ab der 14. Woche

  • Verlassen des Rendezvousplatz
  • Ortsbindung wird abgebaut
  • Welpen fangen an zu "fremdeln" , Unterscheidung zwischen Bekannten und Unbekannten
  • Beginnt der Bindungsaufbau an einem Menschen.
    • Mensch soll der sichere Hafen sein.
  • erste erkennbare Bindungskriterien sind ab der 16. Woche zu sehen
  • Welpe vor der 14. Woche nicht überall mit hinnehmen

Folgendes gilt nur für Berufstätige:

  • Bis zur 14. Woche sollte der neue Halter keinen Urlaub nehmen um den ganzen Tag bei dem Welpen zu sein. (Begründung siehe oben).
    • Besser einen "Babysitter" organisieren oder den Hund solange beim Züchter lassen
    • Den Urlaub nach der 14. Woche nehmen um den Bindungsaufbau an den Halter zu festigen.
    • Babysitter und Urlaub ist auf jeden Fall notwendig, da der Welpe nicht alleingelassen werden darf!
  • Ab der 14. Woche sollte der neue Halter den Welpen immer mal kontrolliert anderen Menschen vorstellen,
    • damit er auch zu anderen Menschen Vertrauen fasst und diese als "ungefährlich" kennenlernt.
    • Im Idealfall auf schon den späteren "Sitter" einbeziehen.

10. Bis 20. Woche

  • Diese Zeit ist die sensible Phase für die Beutereizprägung (was kann man jagen?)
  • In dieser Zeit bis zum 1. Lebensjahr keine Ballspiele und Zerrspiele; besonders bei Jagdhunden, Schäferhunden und Hütehunden.
  • Die Muskulatur ist ab der 12. Woche so ziemlich ausgebaut.
    • Die sogenannte Minutenregel ist obsolet.
    • Jeder Welpe ist anders, daher muss man sehr darauf achten, den Welpen weder mit Spaziergängen noch neuen Eindrücken zu überfordern.

Eigene Notizen nach einem Seminar von PD Dr. Gansloßer