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Haltung
Notizen vom Abendvortrag von Dr. Udo Gansloßer am 30.01.2014
Einleitung
Ein Gen (Gen-Abschnitt) kann unterschiedliche Effekte hervorrufen.
Der Fachausdruck hierfür lautet Pleiotropie (Genkopplung)
Ein Gen kann
beeinflussen.
Beispiel: Kopfform und Verhalten
Breitköpfige Hunde mit nach vorne gerichteten Augen (z. B. Rottweiler, Boxer usw.)
versus schmalköpfige Hunde (z. B. Barsoi, Windspiel usw.)
Beim Hütchenspiel (unter einem von 2 Bechern wird ein Leckerli versteckt und der Hund sieht nicht, unter welchem Becher das Leckerchen ist).
Der Mensch zeigt auf den Becher mit Leckerli mit dem Finger.
Dabei schneiden breitköpfige Hunde besser ab als schmalköpfige.
Grund:
Die entsprechende Region im Gehirn ist bei breitköpfigen Hunden ausgeprägter.
Es gibt Hinweise, das breitköpfige Hunde schärfer sehen. Der gelbe Fleck (Im Augenhintergrund der Ort des schärferen Sehens) ist kleiner und runder und bewirkt dieses schärfere Sehen.
Bei schmalköpfigen Hunden ist der gelbe Fleck mehr als längliches Band ausgebildet. Vorteil ist ein größeres Gesichtsfeld .
Breitschädelige Hunde sind besser trainierbar, nicht so stressanfällig und weniger erregbar. Hier ist noch weitere Forschung notwendig.
Beispiel: Wachstum
Der Wachstumsfaktor IGF1 (Insulinartiger Wachstumsfaktor 1).
Das IGF1 wirkt wie ein Vorschaltwiderstand (Dimmer), steuert das Wachstum und die Endgröße des Hundes.
Im Welpenalter steuert das IGF1 die Größe des Hundes.
Wenig IGF1 hat zur Folge, das der Hund klein bleibt. Nicht zu verwechseln mit dem Zwergwuchs, vom Rassendurchschnitt stark abweichende kleine Körpergröße. Dies ist ein Gendefekt.
Aus diesem Grund haben kleine Rassen:
Kleine Hunde haben ein vermindertes Signalverhalten
Offensiv aggressives Verhalten wird ab einem Alter von ca. 20-30 Tagen gefestigt, defensives Verhalten ab ca. 30-40 Tagen.
IGF1 beeinflusst dieses Signalverhaltung dadurch, dass es gestoppt wird, wie das Wachstum.
Es fehlt ein Teil des kommunikativen Verhaltens (Signale) da es gestoppt wurde
Kleine Hund bleiben im Verhalten Babyhaft. Größere Hund (Rassen) haben weniger Probleme als die kleinen.
Kleine Hunde (Rassen) sollten frühzeitig gefördert werden, wie z. B. in gemischten, aber durch Menschen stark kontrollierte Hundegruppen, auch Welpengruppen.
Fellfarbe (Vorbemerkung)
Chemie der Pigmente.
Die Krallen geben Auskunft, ob der Hund mehr zu den dunklen Fellfarben oder den roten Fellfarben zählt
Melanin gehört zu der Gruppe der Katecholamine wie
Adrenalin (das Fluchthormon)
Noradrenalin (das Kampfhormon), beinflusst auch die Sexualhormone
Dopamin (Selbstbelohnungs-Botenstoff, Lerndroge)
Durch den schnellen Verfall der Phaeomalanine wird zu wenig von den anderen Katecholaminen gebildet.
Da Eumelanin stabil ist, kann mehr von den anderen Katocholaminen gebildet werden. Stichwort chemisches Gleichgewicht.
Das Gen für Phaeomelanin erhöht den ACTH (Hormon) Spiegel, dieser wiederum erhöht den Cortisol (Hormon) Spiegel.
Cortisol ist ein Hormon des passiven Stress-Systems.
Folgen eines erhöhten Cortisolspiegels
Die Empfindlichkeit der Bindungsstellen (Schlösser) ist vermehrt. Mehr Schlösser = erhöhte Rezeptoren = größere Durchlässigkeit
Direkter Einfluss auf das Immunsystem:
Wichtiger Eiweißkörper in der Zellumhüllung (Zellmembran) in der Körperzelle um das eindringen von Viren zu verhindern ist das Beta-Defensin.
Bei einem erhöhten Cortisol-Spiegel wird das Beta-Defensin nicht in der reinen Form gebildet. Der Schlüssel ist verbogen = anfälliger für Infektionen, z.B. durch Viren.
Wegen des Fehlens von stabilem Melanin kann es bei weißen Ohren (Gehörgang) wegen der fehlenden elektrischen Leitfähigkeit zur reduzierten Weiterleitung der Signale kommen und damit zu Taubheit führen.
Entsprechendes gilt für das Riechen.
Wie wirkt sich das auf die Persönlichkeit des Hundes aus ?
Pesönlichkeitstypen siehe hier: Persönlichkeitstypen des Hundes
Hunde, die das Phaeomelanin produzieren sind meistens die B-Typen.
Sie werden noch zurückhaltender und schüchterner.
Sie sind oft unsicher, Angst- und Panik-anfälliger.
Gehört der Hund zu den A-Typen (es liegen nur Erfahrungsberichte vor, weitere Forschung ist erforderlich) ist er extrem emotional instabil.
Er ist nervig und launenhaft, eine explosive Mischung an sich.
Bei unregelmäßiger Fellfarbenverteilung (gestromt, gefleckt) sind 3-farbige stabiler als 2-farbige).
Viel gestromt = wenig stabiles Melanin.
Kommt noch das Aguti-Gen (auch Ringelungsgen genannt und mitverantwortlich für Merle) dazu, sind die Hunde durch das empflichlichere Cortisolsystem (Cortisol +)
Rote Merle Hunde sind besonders auffällig (explosiv), sie sind von allen Seiten, hormonell wie Umwelt, gereizt.
Ringelungsgen bedeutet hier nicht das in sich gekräuselte Haar. Das Haar sieht von außen normal aus, im Haar selbst ist aber unter dem Mikroskop eine Bänderung zu sehen.
Das Agutigen folgt dem einfachen Erbgang. Das Scheckungsgen entscheidet ob Pigment von der Haut in die Haare geschickt wird.
In der embryonalen Entwicklung wandern die Pigmentstellen vom Rücken über den ganzen Körper, wenn der Vorgang nicht vorher gestoppt wird.
Das Scheckungsgen hat einen komplizierten Erbgang .
Die Ausführungen bedeuten nun nicht, das die roten Hunde hoffnungslos in der Hormonfalle stecken.
Erst einmal ist die Ausprägung der hormonellen Vorgänge sehr individuell.
Zum anderen tragen die Gene zum Verhalten nur bis zu 1/3 bei; 2/3 und mehr ist Umwelt und Erziehung.
Eine Korrektur des Verhaltens ist durch entsprechende Trainingsmaßnahmen sehr gut möglich und erfolgreich.
Man sollte bei bestimmten unerwünschtem Verhalten, Verhaltensauffälligkeiten nur im Hinterkopf behalten, das dieser Hund ein Problem mit seinen Hormonen hat.
Dieses positiv zu beeinflussen ist die Aufgabe des Halter.
Unter Umständen muss auch die Ernährung angepasst werden.