Geschirr oder Halsband

Was ist für den Hund, besonders Kleinhunde, besser ein Geschirr oder ein Halsband?

Häufig stellt man sich die Frage, ob man ein Halsband oder doch lieber ein Brustgeschirr verwenden soll.
Wir möchtenhier ein paar Gründe nennen, die ausdrücklich gegen ein Halsband und für ein Brustgeschirr sprechen.

Generell spricht nichts gegen ein Halsband, solange an diesem keine Leine befestigt wird, zum Führen eines Hundes ist es jedoch nicht geeignet.

Viele Menschen denken, man würde gerade bei großen und starken Hunden mit einem Brustgeschirr die Kontrolle verlieren, oder ein Leinenimpuls könne eventuell nicht richtig wirken. Dies ist aber nicht der Fall. Viel wichtiger ist es, durch die richtige Trainingsmethode an der Bindung und am Vertrauen zum Hund zu arbeiten. Dieser sollte sich durch Gesten und Worte führen lassen, anstatt mittels Leinenruck zum gewünschten Verhalten gezwungen zu werden. Sicherlich ist dieser Lernprozess arbeitsaufwändiger, dafür aber frei von gesundheitlichen Nebenwirkungen, zu denen ich weiter unten noch näher eingehen werde.

Die Erziehung mittels Leinenruck ist eine längst veraltete Methode, die durch Meideverhalten vor Schmerzen zum Ziel führt. Dabei ist es egal ob mit Halsband, Stachelhalsband, Sprühhalsband, Halti (dieses wird fast immer falsch angewendet und kann starke Schmerzen und dauerhafte Schädigungen der Wirbelsäule verursachen), Strom, Würger oder Schlinge gearbeitet wird. Der Hund wird durch das Meiden von Schmerzen das tun, was der Halter von ihm möchte.

Eine Hundeschule, die mit solchen Methoden arbeitet oder ein Brustgeschirr zum Training nicht zulässt, ist absolut nicht zu empfehlen!

Dabei entstehen oft gerade durch das Tragen eines Halsbandes Aggressionen und Leinenziehen, eben aufgrund von Schmerzen, Angst, falscher Kommunikation und Fehlverknüpfungen. Hunde ordnen das Geschehen einer Situation zu und nicht ihrem eigenen Verhalten. So werden oft, auch durch nichtbeabsichtigte Rucker an der Leine, negative Verknüpfungen erstellt. Diese negativen Verknüpfungen können ganz willkürlich geschehen, nämlich z. B. gerade in dem Moment, in dem ein Kind oder andere Hunde gesichtet werden.

Aber auch die gesundheitlichen Folgen für den Hund sollten nicht außer Acht gelassen werden.

Es kann zu Schäden an

  • Wirbelsäule
  • Kehlkopf
  • Schilddrüse
  • Luftröhre
  • und Lunge

kommen.

Durch das Abschnüren bzw. den Zug erhöhen sich sowohl der Blutdruck, als auch der Augeninnendruck.

Gerade für den Chihuahua ergeben sich zusätzlich, zu den bereits genannten Punkten, folgende, wichtige Aspekte:

  • Sofern das Brustgeschirr richtig sitzt, kann man einen Chihuahua angeleint auch mal zügig aus einer Gefahrenzone wegziehen bzw. sogar hochziehen, ohne dass er dadurch Schaden nimmt oder Schmerzen hat.
  • Da gerade Zwerghunde anfälliger für Luftröhren- und Trachealkollapse sind, sollte man diese grundsätzlich nicht am Halsband führen.
    • Der Trachealkollaps, ausgelöst durch eine Bindegewebsschwäche, die oft mit Übergewicht und ständigem Leinenzerren verbunden ist, erschwert die Atmung erheblich. Die Lüftröhrenringe klappen durch das Erweichen der stützenden Knorpelstangen zusammen. Diese Erkrankung tritt häufig erst bei Hunden mittleren Alters auf, dann kommt der Einsatz eines Brustgeschirres oft schon zu spät.
  • Wird ein Chihuahua auf dem Arm genommen, kann dieser wesentlich sicherer gehalten werden, wenn dieser ein Brustgeschirr trägt.
  • Gerade bei zappeligen Welpen ist das von Vorteil, denn das Einspreizen der Finger ins Geschirr verhindert ein Wegspringen des Hundes oder einen Sturz aus dem Arm
    • Solche Stürze können zu schweren Verletzung am Skelett oder auch Dauerschäden wie Epilepsie führen.


Buchtipp:
Anders Hallgren "Rückenprobleme beim Hund", erschienen im Animal Learn Verlag